ProEngeno aus Nendorp und Diplom-Ingenieur Uwe Peters aus Beverstedt haben jetzt die Biolarum GmbH gegründet, um in Kürze auf einem Bauernhof im Kreis Ammerland eine innovative Testanlage aufzustellen.
Mit der Entwicklung einer mobilen Kombination aus Biogas- und Kläranlage wollen die Firmengründer neue Maßstäbe der ökologischen Energieerzeugung setzen. „Wir hoffen, dass das Projekt bahnbrechend ist“, sagt Martin Refle, Geschäftsführer der ProEngeno GmbH (früher „Strommixer“) aus Nendorp, zu der geplanten Produktion von Strom mit Rindergülle. Refle geht davon aus, dass die Pilotanlage spätestens im April oder Mai aufgebaut werden kann.
„Alles ist in trockenen Tüchern, wir sind im Gespräch mit dem Landkreis Ammerland und warten auf die Genehmigung.“ Dabei verzichten die Firmenpartner, die mit einem Landwirtaus dem Ammerland kooperieren und das Projekt durch die Hochschule Emden/Leer wissenschaftlich begleiten lassen, auf staatliche Fördermittel. Refle: „Wir wollten nicht mehr länger darauf warten und haben selber ausreichend Kapital gesammelt. Die Finanzierung steht. An uns scheitert es nicht.“ Das Investitionsvolumen beziffert der Nendorper auf rund 500.000 Euro. Refle geht davon aus, dass das Geld gut angelegt ist. Denn: „Mittelfristig wollen wir die Anlage vermarkten.“ An der neuen Beteiligungsgesellschaft hat ProEngeno „einen guten Anteil“, sagt Martin Refle, der selbst als einer der Geschäftsführer fungiert. „Wir treiben das Projekt zusammen mit Uwe Peters voran.
Der Patent-Inhaber der Firma Roctecs Engineering aus Beverstedt im Kreis Cuxhaven ist für den technischen Part verantwortlich. Die Anlage, die aus zwei großen Seecontainern besteht, wird von der Firma Klarmann Edelstahl Technik aus Westerstede auf dem Bauernhof installiert. „Die Container sind komplett ausgestattet mit zwei unterschiedlichen biologischen Prozessen und allen notwendigen elektrischen und technischen Aggregaten und Ausrüstungen“, erklärt Entwickler Uwe Peters. Ab 2004 hatte der Diplom-Ingenieur eine neuartige Kläranlagen-Technologie konzipiert. „Grundlegende Innovationen sind hierbei spezielle Belüftungsschläuche und eine sogenannte All-In-One-Technik“, so Peters. Bis heute seien in China mehr als 30 Kläranlagen fertiggestellt worden oder noch in Planung. Aus diesen Erfahrungen entstand das Konzept der mobilen Biogas- und Kläranlage. Klappt alles wie geplant, wird Rindergülle zukünftig nicht nur vergoren, um damit Gas zu produzieren. „Parallel wird die Gülle geklärt, sodass wir 70 Prozent sauberes Wasser erhalten und in einen Vorfluter ableiten können“, erläutert Martin Refle.
„Übrig bleibt rund 30 Prozent Festmist, der als Dünger direkt auf den Acker ausgebracht werden kann.“ Gülle soll also umgewandelt werden in einen energetisch nutzbaren Rohstoff ohne Nitratbelastung. Nach einer maximal zweijährigen Testphase wollen die Firmengründer ihr Konzept vermarkten und mit der dezentralen Strom- und Gasgewinnung einen Beitrag zur Energiewende leisten. Ihre Rechnung: Eine Anlage kann zirka 2000 Kubikmeter Rindergülle pro Jahr verarbeiten, also von etwa 100 Milchkühen. 100 Anlagen würden jährlich zirka 15 Gigawattstunden Strom produzieren und könnten somit rund 5000 Kunden versorgen. Hinzu käme die Einspeisung ins Gasnetz.
Text/Quelle: Holger Szyska / Rheiderland Zeitung (14. Februar 2019)